Willi

Unsere Mieze, die ein Kater war, *1994, was wir erst später rausfanden, musste heute, am 22.April 2006, eingeschläfert werden.
Willi (später umgetauft) war über 12 Jahre, was uns nie bewußt war, bei uns. Ich erinner mich nur, daß er schon Anfang 1993 vor unserer Türe saß, im Karton ausgesetzt. Da er nie im Haus leben wollte, haben wir ihn versorgt so gut es möglich war. Streicheleinheiten....über den Rücken streichel, mehr liess er nicht zu, aber davon konnte Willi nie genug kriegen und das Futter musste pünktlich "auf dem Tisch" stehen. Er war ein absoluter Freigeist und mochte es überhaupt nicht, wenn wir ihn in den Arm nehmen wollten. Im Laufe der Jahre hab ich viele Kratzer und kleine Bißwunden kassiert, beim spielen, wenn er übermütig wurde. Seit längerem schon hatte er Schwierigkeiten beim Fressen. Da er sich nicht "fangen" ließ, bekam er sein Futter in kleinen Stückchen, natürlich Nassfutter und entsprechend "Aufbaufutter".
Vor ein paar Tagen kam er mit einem entzündeten Auge zum Abendbrot und ich versuchte das Auge mit einer entsprechenden Salbe einzuschmieren. Danach hab ich Willi nicht mehr gesehen. Er kam nur noch zum Fressen wenn ich nicht zu sehen war. Heute habe ich vom frühen Morgen bis zum Mittag draussen, mit Leckereien, auf ihn gewartet. Ich hatte mir vorgenommen, ihn zu fangen und zum Tierarzt zu bringen. Da ich wusste, dass das Fangen ein Problem werden würde, hatte ich einen Kartoffelsack bereit gestellt. Es war meine einzige Chance Willi einem Tierarzt vorzustellen. Nach dem die Tierarztpraxis geschlossen hatte, ich ins Haus ging um etwas zu essen, klingelte es. Mein Bruder stand vor der Türe, ihm vertraute Willi noch, er hatte nie versucht ihn zu fangen. Er war ganz aufgeregt "Willi ist da und sieht schlimm aus. Ich glaub er hat kein Auge mehr, es ist alles voller Blut und Eiter". Ich gab meinem Bruder den Kartoffelsack, wir gingen raus und ich versuchte mich langsam Willi zu nähern. Nach einer viertel Stunde saß ich neben Willi auf der Straße, da musste alles sehr schnell gehen. Mein Bruder stand startklar mit dem Kartoffelsack und ich packte Willi im Nacken. Natürlich krallte er sich am Rand fest, seine Pfoten musste ich vorsichtig runternehmen, sodaß er in den Sack fiel. Ich bemerkte nicht, dass ich die Hände verkratzt hatte, das sah ich erst Stunden später als es anfing weh zu tun. Mein Mann und ich fuhren ihn zu einer befreundeten Tierärztin. Dort wurde er in Narkose gelegt und sie sah sich alles an. Leider war Willi nicht mehr zu helfen.
Sein Auge hatte ein tiefes Loch, falls man noch Auge dazu sagen konnte. Blut und Eiter war reichlich zu sehen und, vermutlich eine Entzündung, soweit fortgeschritten, dass nur das Entfernen des Auges noch möglich gewesen wäre. Die Zähne darunter sahen genauso schlimm aus. Was diese "Entzündung" ausgelöst hat, können wir nur vermuten. Operativ hätte man vielleicht noch etwas tun können, doch eine Nachsorge, die dringend nötig geworden wäre, war nicht möglich. Willi lies sich von niemandem mehr anfassen und schon gar nicht mehr fangen. Selbst das Einschmieren mit der Salbe kostete mich schon sein Vertrauen. Nun standen wir da und sollten eine Entscheidung treffen. Solche Momente vergisst man nie mehr! Die Aussichten waren äusserst ungünstig für den armen Kerl. Auf keinen Fall wollte ich, dass er sich wieder im Gestrüpp versteckt, ihn die Fliegen quälen und er folglich von Maden zerfressen wird. Seine Chance wieder gesund zu werden war sehr gering. Die Prognose, bei lebendigem Leid zerfressen zu werden, groß. Schmerzen hatte er große, so entschieden wir uns Willi "weiter schlafen" zu lassen. Nochmehr Schmerzen zu ertragen, damit hätte ich keine ruhige Minute mehr gehabt. Ich konnte ihn nichtmal in den Arm nehmen, einfach nur bei ihm sein als er einschlief
und...hoffentlich über die Regenbogenbrücke ging. Es bleibt uns nur der Trost, dass Willi einige schöne Jahre hatte.
Er lebte völlig frei, hatte ständig Futter zur Verfügung, mehrere warme Schlafplätze, die wir ihm eingerichtet hatten, mit Federdecke, Kissen usw. Der Weg ins Haus stand ihm immer offen, doch Willi hat sich anders entschieden, obwohl er draussen mit unseren Hunden schmusste.
Trotzdem vermissen wir ihn sehr!

22.04.2006


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